„Schichtwechsel“ sorgt für Sichtwechsel

Menschen mit und ohne Behinderungen tauschten für einen Tag ihre Arbeit

Foto: LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven „Schichtwechsel“ besteht den Test: Maurice Frank (vorne), Werkstatt-Beschäftigter der LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven, verstärkte einen Tag lang das Team der Produktentwicklung von Speedlink in Heeslingen. Gemeinsam mit Mitarbeiter Sven Dummann erlebte er eine abwechslungsreiche Zeit.

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Foto: LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven Neue Perspektiven für alle: Einen Tag lang arbeitete Produktentwickler Sven Dummann (rechts) in der Montage-Gruppe im Vördewerk Selsingen der LEBENSHILFE. Neben der gemeinsamen Arbeit nutzte er die Zeit auch für intensiven Austausch mit dem gesamten Team – beispielsweise verbrachte er die abschließende Kaffee-Pause mit den Beschäftigten Angelique Wallbaum und Jessica Tiedemann (von links).

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„Ich könnte hier direkt mein Bett aufschlagen“, sagte Maurice Frank begeistert von seinem „Schichtwechsel“. Er ist Beschäftigter des Vördewerks, der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (WfbM) der LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven. Für einen Tag hatte er allerdings seinen Arbeitsplatz getauscht und das Team der Produktentwicklung des Heeslinger Standortes der Firma Speedlink verstärkt. Zusammen mit dem dortigen Mitarbeiter Sven Dummann machte er unter anderem einen Lautsprecher- und Gaming-Zubehör-Test. Dazu zählten ein Racing-Seat und ein Lenkrad. Nicht nur dass er während der Arbeitszeit Rennspiele an unterschiedlichen Konsolen ausprobieren konnte, machte Maurice Frank großen Spaß.

„Es ist sehr interessant, einfach mal woanders reinzuschnuppern. Ich bin schon öfters am Unternehmen vorbeigefahren. Nun zu erfahren, was hier drinnen alles passiert, finde ich richtig spannend“, erklärte er. „Meine Erwartungen an den Tag wurden voll und ganz erfüllt. Auch der Blick ins große Lager war beeindruckend – wie die Kisten dort von A nach B gesaust sind.“ Für Speedlink-Mitarbeiter Sven Dummann war der Tag ebenfalls sehr bereichernd: „Ich bin sehr neugierig, auf jede Reaktion gespannt und lerne gerne neue Menschen kennen. Die Aktion und die Zeit mit Maurice sind klasse. Er kann aber gerne auch noch mehr aus sich herauskommen“, ermutigte der Produktentwickler seinen „Kollegen für einen Tag“.

Bundesweiter Aktionstag

Der Tausch zwischen der LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven und dem Heeslinger Hersteller, mit dem sie schon seit Längerem kooperiert, fand im Rahmen des Aktionstages „Schichtwechsel“ statt. Dabei tauschen Menschen mit und ohne Behinderungen für einen Tag ihren Arbeitsplatz. Entwickelt wurde „Schichtwechsel“ von den Berliner Werkstätten und der Landesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen Berlin. Seit 2019 wird der Aktionstag bundesweit von Werkstätten durchgeführt, die in der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen e. V. (BAG WfbM) zusammengeschlossen sind. Werkstatt-Beschäftigte sollen Berufsfelder und Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes kennenlernen können. Mitarbeitende aus den teilnehmenden Unternehmen sollen Einblicke in die Werkstätten erhalten und an deren vielseitigen Arbeitsprozessen mitwirken. Durch das verbindende Thema Arbeit will der Aktionstag Begegnungen und Raum für neue Perspektiven schaffen und damit mehr Teilhabe ermöglichen.

Mehrfacher Perspektivwechsel

Maurice Franks Tausch hatte am offiziellen Aktionstag am 22. September stattgefunden. Sven Dummann ließ es sich allerdings nicht nehmen, einige Wochen später auch selbst seinen Arbeitsplatz zu wechseln und für einen Tag in der Montage-Gruppe am Selsinger Standort der LEBENSHILFE-Werkstatt Vördewerk zu arbeiten. Dort konnte er alle Gruppen und Mitarbeitenden direkt für sich gewinnen. „Ich wurde herzlich aufgenommen, hier herrscht eine sehr familiäre Atmosphäre. Alle, die hier arbeiten, bringen sich hervorragend ein und sind ein echtes Team“, berichtete der Austausch-Kollege. Und er war zu einem mehrfachen Perspektivwechsel bereit, denn er lernte nicht nur das Team, den Standort und die Arbeit kennen, sondern verbrachte fast den gesamten Tag im Rollstuhl – einschließlich Einkaufsfahrt in einem Kleinbus und Toilettengang mittels eines Lifters. „Das war eine richtig interessante Erfahrung. Zu sehen, wie groß der Aufwand ist, damit ich mobil bin und wie angewiesen ich in manchen Situationen auf andere Personen bin, das hat mich nachhaltig beeindruckt. Es ist wirklich beachtlich, was hier geleistet wird!“

Diese Offenheit kam auch bei seinen Kurzzeit-Kolleg:innen in der Werkstatt gut an. „Er ist sehr aufgeschlossen, uns kennenzulernen und sich in den Rollstuhl zu setzen. So erfährt er, was das bedeutet, wie man damit zurecht kommt und wie man seinen Alltag meistert“, fand Angelique Wallbaum, die Teil der Montage-Gruppe ist. Sie und ihre Kollegin Jessica Tiedemann nutzen selbst Rollstühle und freuten sich über das „neue“ Gruppenmitglied, das sich auch bei der Arbeit und im sozialen Miteinander einbrachte. So tütete Sven Dummann beispielsweise gemeinsam mit Jessica Tiedemann Schalter ein oder gestaltete Jute-Stoff für Kissen, die im Werkstattladen Kreativwerk verkauft werden, und nutzte die Pausen sowie eine Partie eines Gedächtnisspiels für den Austausch mit den Werkstatt-Beschäftigten und den Mitarbeitenden. „Sven Dummann schlägt sich sehr gut und ist wirklich interessiert. Der Tag mit ihm ist ein großer Spaß – wir alle haben viel zusammen gelacht. Ich kann nur sagen: Wir sind jederzeit gerne wieder dabei“, fasste Gruppenhelferin Corinna Kücks den diesjährigen „Schichtwechsel“ bei der LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven begeistert zusammen.

Mehr Informationen zum Aktionstag gibt es auf der Website der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM) unter: www.bagwfbm.de/page/schichtwechsel

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Medienkommunikation

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