Bewegt und bewegend – die Geschichte der LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven
Vereinsgründung – aus einem kleinen Gedanken entsteht Großes
Seit nunmehr 60 Jahren hat es sich die LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven zur Aufgabe gemacht, Menschen mit Behinderungen in allen Altersstufen und ihre Angehörigen auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Leben zu begleiten und Angebote zu betreiben, die sie wirksam unterstützen. Es waren stets engagierte Menschen, die mit ihrem Einsatz und Ideenreichtum die LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven formten und weiterentwickelten. Angefangen hat alles ganz klein, ebenfalls dank engagierter Eltern: Diese gründeten am 30. März 1965 den „Lebenshilfe Ortsvereinigung Zeven und Umgebung e. V.“, wie der Verein damals noch hieß, im Haus der Jugend in Zeven.
Schnell gingen aus diesem Gedanken eine Vielzahl von Angeboten und Unterstützungs-Möglichkeiten für Menschen mit Behinderungen und ihre Angehörigen hervor. In den 1970ern entstanden die anerkannte Tagesbildungsstätte mit Kindergarten und auch Werkstatt-Angebote in der Hauptstraße 63 in Selsingen. In den 1980er Jahren kamen die ersten Wohnangebote in Bremervörde hinzu und die Frühförderung wurde ein eigenständiger Bereich. 1985 wechselte dann die Rechtsform der Geschäftstätigkeiten: Der eingetragene Verein ist alleiniger Gesellschafter der LEBENSHILFE für Menschen mit Behinderungen Bremervörde/Zeven gemeinnützige GmbH. Diese Gesellschaft ist seither Träger aller Einrichtungen und Dienste der LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven. Ein besonderes Ereignis folgte nur kurze Zeit später: 1986 fand die Einweihung des Werkstatt-Standorts in der Bremervörder Industriestraße 2 statt, dem heutigen Hauptstandort.
Stetige Weiterentwicklung – ein anerkannter und geschätzter Akteur
Der LEBENSHILFE-Verein hat derzeit rund 420 Mitglieder und leistet zum Beispiel mit der fast 30 Jahre alten Freizeit- und Rehasportvereinigung (FRSV) einen wichtigen Beitrag zur Freizeitgestaltung für seine Mitglieder. Die Angebote sollen insbesondere auch der sozialen Teilhabe von Menschen mit Behinderungen dienen. Die gemeinnützige GmbH hat sich mit der Zeit zu einemim nördlichen Kreisgebiet agierenden starken Akteur und zu einem großen Arbeitgeber der Region entfaltet – mit rund 480 Mitarbeitenden und etwa 350 Beschäftigten im Vördewerk, der anerkannten Werkstatt für Menschen mit Behinderungen. Neben der Fortentwicklung von bestehenden Angeboten entstanden auch immer wieder neue, wie MOBILE (Assistenz- und Beratungsdienst), die Schulassistenz sowie die therapeutischen Dienste Autismus-Ambulanz und Logopädie. Ihre räumliche Verteilung konnte die LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven ebenfalls ausweiten: Klassische Standorte in Bremervörde und Selsingen wurden und werden weiterentwickelt sowie neue aufgebaut – beispielsweise die Außenstelle Klein Meckelsen der Heilpädagogischen Kita im Kindergarten „Bunte Wiese“ oder Kooperations-Standorte der staatlich anerkannten Tagesbildungsstätte Helga-Leinung-Schule in allgemeinbildenden Schulen unter anderem in Gnarrenburg, Sittensen und Karlshöfen. Hinzu kamen ebenfalls Wohnplätze in Zeven und das Ambulant begleitete Wohnen ist eine stark nachgefragte Leistung und bietet dort Assistenz, wo die Menschen wohnen.
Wichtig ist dem gemeinnützigen Unternehmen, Dienstleistungen für alle Altersgruppen anzubieten. Dabei liegt der Fokus seit Langem nicht nur auf Angeboten für Menschen mit Behinderungen. So hat die LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven Trägerschaften von kooperativen Kindertagesstätten übernommen und die Heilpädagogische Frühförderung ist ebenfalls ein gutes Beispiel für diese umfassende Angebots-Palette. Trotz aller Entwicklung und allen Wandels – ihre Ziele sind über all die Jahrzehnte hinweg gleich geblieben, auch wenn sie immer wieder neu formuliert worden sind: Die LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven bietet Unterstützungs-, Beratungs- und Assistenz-Angebote, die auf die individuellen Ziele und Bedarfe der ihr anvertrauten Menschen abgestimmt sind. Dabei steht die Sicherung ihrer Selbstbestimmung und Teilhabe stets im Vordergrund. Ferner ist die LEBENSHILFE ein verlässlicher Ansprechpartner in sozialen Fragen und vernetzt sich aktiv im Gemeinwesen, um die Sicherstellung ihres Auftrages zu gewährleisten.
Dies war nur ein kleiner Rückblick auf die bewegte Geschichte der LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven. Engagierte Menschen, die sich einbringen, und eine gute Vernetzung zu denen, die die Angebote und Dienstleistungen nutzen, bilden bis heute den Kern ihrer zahlreichen Aktivitäten.
Offen und vielfältig – Tag der offenen Tür
Kontakt und Kennenlernen – ein Jubiläum zum Anfassen
Das 60-jährige Jubiläum des LEBENSHILFE-Vereins wird nun im Rahmen eines „Tages der offenen Tür“ gefeiert – die „offene Tür“ ist dabei auch wortwörtlich zu verstehen: „Wir suchen den Kontakt zu den Menschen in der Region, das ist uns sehr wichtig. Die LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven versteht sich seit 60 Jahren als sozialer und regionaler Partner von Politik, Wirtschaft und Organisationen vor Ort sowie aller Menschen, die hier zu Hause sind“, betont Geschäftsführer Volker Wahlers.
Daher haben am 11. Mai alle Interessierten von 11:00 bis 17:00 Uhr unter anderem die Möglichkeit, hinter die Kulissen vom Vördewerk zu schauen. Am Hauptstandort in der Industriestraße 2 und 3 sowie am Standort Industriestraße 10 in Bremervörde können Besucher:innen die verschiedenen Werkstatt-Bereiche besichtigen und die unterschiedlichen Arbeits-Prozesse kennenlernen. Neben sozialen Dienstleistungen ist das Vördewerk zum einen Produzent eines vielfältigen und hochwertigen Sortiments. Es umfasst Kreatives, Nützliches und Schönes für Haus sowie Garten aus Holz, Metall und vielem mehr. Dieses gibt es bei verschiedenen Ständen vor Ort zum Ansehen, Anfassen und Kaufen. Zum anderen ist das Vördewerk eine kompetente Adresse für eine breite Palette an Dienstleistungen für Privatpersonen sowie für Unternehmen, die einen zuverlässigen Kooperations-Partner zur Auftrags-Erfüllung suchen – beispielsweise in den Bereichen Montage, Verpackung, Anhängerbau oder Wäscherei.
Austausch und Aktionen – alle Bereiche stellen sich vor
„Der ‚Tag der offenen Tür‘ steht unter dem Motto ‚Gemeinsam wachsen‘, denn die Geschichte der LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven bildet den roten Faden durch die Veranstaltung“, berichtet Imke Wübbenhorst, Mitarbeiterin des sozialen Unternehmens und Teil des Organisations-Teams. In einer kleinen Ausstellung erfahren die Besucher:innen mehr über die Vergangenheit der LEBENSHILFE. Der Vereins-Vorstand und -Beirat stehen hier für weiterführende Fragen und zum Austausch bereit. Anschließend können Interessierte bei einem der geführten Rundgänge die Werkstatt-Gruppen sowie das Gelände kennenlernen und somit die Gegenwart erkunden. Werkstatt-Mitarbeitende geben ihnen dabei viele spannende Infos zum Betrieb mit an die Hand. Darüber hinaus präsentieren sich alle anderen Einrichtungen und Dienste der LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven auf dem Hauptgelände: von der Heilpädagogischen Frühförderung sowie den Kitas über die staatlich anerkannte Tagesbildungsstätte Helga-Leinung-Schule, den Assistenz- und Beratungsdienst MOBILE, die Schulassistenz sowie die Autismus-Ambulanz und die Logopädie bis hin zu den Angeboten zur Wohnassistenz. Alle Bereiche bieten Informationen zu ihren Angeboten und Projekten.
„Die verschiedenen Bereiche und wir vom Organisations-Team haben ein buntes sowie abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, mit zahlreichen Mitmach-Aktionen für Klein und Groß“, ist Tina Lühmann begeistert. „Zum Beispiel gibt es Hüpfburgen, eine Fotobox, Kinderschminken, ein Glücksrad, eine Tombola mit tollen Preisen und noch vieles mehr.“ Die musikalische Unterhaltung übernehmen die Band „Echtes Leben“ der Lebenshilfe Bremerhaven (von 11:15 bis 12:00 Uhr sowie von 15:00 bis 15:45 Uhr) und die „East-River-Big-Band“ aus Heeslingen (von 13:00 bis 14:30 Uhr). Das Küchen-Team des Vördewerk tischt in der Kantine Eintopf auf und versorgt die Besucher:innen zusätzlich mit Kaffee und Kuchen. Auf dem Außengelände gibt es zudem Kaltgetränke.
Mittendrin und dabei – „Tag der offenen Tür“ und „VördeWorx“
Der „Tag der offenen Tür“ findet parallel zum Gewerbefest „VördeWorx“ statt, an dem sich die LEBENSHILFE mit ihrem Programm und ihren Attraktionen beteiligt. „So können alle Beteiligten von den Synergieeffekten profitieren. Das ist gut für die Besucher:innen, für ‚VördeWorx‘ und für uns“, konstatiert Ina Ehlers, die, wie ihre Kollegin Tina Lühmann, zum Organisations-Team der LEBENSHILFE gehört. Externe Aussteller:innen auf dem Gelände ergänzen beispielsweise mit Cocktails, Eis oder Pizza das eigene Angebot zusätzlich.
Ein wichtiger Hinweis für alle Besucher:innen zur Anfahrt: Der Parkplatz der LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven ist am „Tag der offenen Tür“ gesperrt. Es gibt jedoch folgende öffentliche Parkmöglichkeiten: Firma Hasselbrink stellt auf dem Ostedruck-Gelände im Gewerbering 33 Parkflächen und Autohaus Klindworth die Wiese im Gewerbering 7 (Zufahrt aus Richtung Mehedorf) zum Parken zur Verfügung. Außerdem wird die Industriestraße aufgrund von „VördeWorx“ für den Durchgangsverkehr voll gesperrt.
Beständigkeit und Wandel – Stimmen aus der LEBENSHILFE über die LEBENSHILFE
Die LEBENSHILFE für Menschen mit Behinderungen Bremervörde/Zeven e. V. feiert ihr 60-jähriges Jubiläum. Wie bewerten Sie die Entwicklung seit der Gründung?
„Ich sehe die Entwicklung sehr positiv und möchte sie mit den Worten ‚Beständigkeit und Wandel‘ zusammenfassen. In den Anfangszeiten waren wir als Familien froh, dass wir unsere Angehörigen bei der LEBENSHILFE gut betreut und begleitet wussten. Diese professionelle Begleitung und Unterstützung sowie der wertschätzende Austausch sind bis heute beständig gewährleistet. Gewandelt hat sich, dass mit der Zeit immer mehr die Selbstbestimmung von Menschen mit Beeinträchtigung und der Teilhabe-Gedanke in der Gesellschaft Einzug gehalten haben – und dafür möchten wir uns auch weiterhin einsetzen.“
Dagmar Dreyer, 1. Vorsitzende LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven e. V.
Wo sehen Sie besonderen Handlungsbedarf für die Eingliederungshilfe im Allgemeinen bzw. für die LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven im Speziellen, damit sie für die Zukunft gewappnet ist?
„Unser Ziel war und ist es, Menschen mit Behinderungen und ihre Angehörigen so zu fördern, zu begleiten und zu unterstützen, dass sie ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen können. Um diese sozialen Teilhabe-Möglichkeiten zu sichern und weiter auszubauen, setzen wir verstärkt auf Vernetzungsarbeit – auf Verbands- sowie politischer Ebene. Uns geht es darum, dass die Rahmen-Bedingungen so gestaltet sind, dass wir die uns anvertrauten Menschen bestmöglich fördern können und sich viele Menschen für die Arbeit im Bereich der Eingliederungshilfe entscheiden. Nur so können wir soziale Teilhabe und damit unseren gesellschaftlichen Auftrag erfüllen.“
Volker Wahlers, Geschäftsführer LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven gemeinnützige GmbH
Was wünschen Sie sich für die LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven und für alle Menschen, die dort gefördert und begleitet werden?
„In der Werkstatt wünschen wir uns viele weitere interessante Arbeits-Aufträge. Dadurch können wir möglichst vielseitig zeigen, was wir hier alles leisten und wie wertvoll unsere Arbeit ist. Uns ist es außerdem wichtig, dass unsere Meinung gehört wird und unsere Rechte auch allen bekannt sind. Deshalb machen wir uns zum Beispiel vom Werkstattrat und vom Beirat auf den Weg, diese Informationen an alle in der LEBENSHILFE heranzutragen.“
Reiner Böhling, Werkstatt-Beschäftigter im Vördewerk, Werkstattrat und 1. Vorsitzender Beirat LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven e. V.