5 Fragen an... Lea Schotman

„Wir als gesamtes Team müssen uns zusammen für Nachwuchsgewinnung stark machen.“ – Lea Schotman ist die neue Nachwuchs-Koordinatorin der LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven

Foto: LEBENSHLFE Bremervörde/Zeven Die „Generation Zukunft“ stets im Blick: Lea Schotman ist Klassenleitung an der Helga-Leinung-Schule (staatlich anerkannte Tagesbildungsstätte) der LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven sowie die Nachwuchs-Koordinatorin des gesamten gemeinnützigen Unternehmens.

Foto: LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven Durchgängig für die HLS tätig: Lea Schotman kam vor sechs Jahren als pädagogische Assistenz zur LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven, heute ist sie Klassenleitung und Nachwuchs-Koordinatorin.

Die LEBENSHILFE für Menschen mit Behinderungen Bremervörde/Zeven widmet sich verstärkt dem Thema Nachwuchsgewinnung und hat daher im Jahr 2020 die Position der Nachwuchs-Koordination geschaffen – ein Weg, um auf den Fachkräftemangel in der Sozial- und Pflege-Branche zu antworten. Jetzt hat Lea Schotman als Elternzeitvertretung diese Aufgabe alleinverantwortlich übernommen, in die sie bereits zuvor unterstützend eingebunden war. Die Selsingerin kam vor sechs Jahren als pädagogische Assistenz zur LEBENSHILFE und ist dort seither durchgängig an der staatlich anerkannten Tagesbildungsstätte Helga-Leinung-Schule (HLS) tätig. Zunächst war sie am Kooperationsstandort KGS Sittensen und absolvierte nebenberuflich ihre Ausbildung zur Heilpädagogin. Im April 2018 wechselte sie zum Kooperationsstandort Grundschule Meckelsen und übernahm dort eine Klassenleitung. Seit Mai 2022 ist sie nun Nachwuchs-Koordinatorin der gesamten LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven und in Teilzeit Klassenleitung am Kooperationsstandort Heinrich-Behnken-Schule in Selsingen.

Sie haben gerade die Position der Nachwuchs-Koordinatorin bei der LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven übernommen – was sind Ihre Aufgaben und was reizt Sie daran?

Mein Aufgabenfeld ist sehr abwechslungsreich und weit gefasst. Dazu gehört zuallererst, die Koordination und Betreuung der Auszubildenden, Studierenden, Freiwilligendienstleistenden und Praktikant:innen. Das bedeutet, ich schaue unter anderem: Wo und in welchem Bereich kann jemand sein Schulpraktikum oder den Praxisteil der Ausbildung bei uns absolvieren? Kann der Arbeitsweg gemeistert werden? Das sind ein paar Beispielfragen, die ich bei der Platzvergabe berücksichtige. Ich pflege einen engen Austausch mit meinen Kolleg:innen in den Gruppen oder Klassen und suche den Kontakt zum interessierten sowie bereits gewonnen Nachwuchs. Der wichtigste Part hierbei ist, dass ich Letzterem jederzeit als Ansprechpartnerin zur Verfügung stehe. Darüber hinaus organisiere ich unter anderem den Auftritt der LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven auf Ausbildungs- und Berufsmessen oder stelle sie in Berufsbildenden oder Allgemeinbildenden Schulen vor. Der Austausch mit vielen verschiedenen Menschen und ihre Begleitung sowie die Vielfalt an Aufgaben sind genau das, was mich an dieser Rolle reizen.

Was muss sich bei der LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven noch verbessern in Bezug auf die Nachwuchsgewinnung, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken?

Nachwuchsgewinnung ist ein Prozess und leider nicht von heute auf morgen sofort umsetzbar. Wir als gesamtes Team der LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven müssen uns zusammen dafür stark machen. Das Motto lautet: Junge Menschen fördern, fordern und mehr in den Betrieb einbeziehen. Wir möchten, dass die „Generation Zukunft“ in- und externe Abläufe im Arbeitsleben kennenlernt, versteht und befähigt ist, diese umzusetzen. Um darüber hinaus weiteren Nachwuchs zu erreichen und von uns zu überzeugen, braucht es neue Strukturen, genauer gesagt: digitale Strukturen. Hier sind die ersten Schritte getan und wir alle können gespannt sein, was uns in der Zukunft erwartet.

Was wurde denn schon auf den Weg gebracht?

Im letzten Jahr haben wir unser Ausbildungshandbuch „Heilerziehungspflege“ fertigstellt. Es bildet den Leitfaden für unsere Auszubildenden und Mentor:innen, also die Mitarbeitenden, die den Nachwuchs in der Praxis anleiten. Es umfasst viele verschiede Punkte, zum Beispiel „Das Leitbild der LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven“ oder „Was verdiene ich in meiner Ausbildung und welchen Urlaubsanspruch habe ich?“. Weitere Ausbildungshandbücher sind geplant. Auf den Weg gebracht wurde vor einiger Zeit zudem eine Anhebung der Vergütung für Auszubildende der Heilerziehungspflege, um den Ausbildungsberuf auch auf dieser Ebene in unserem Hause attraktiver zu gestalten.
Außerdem haben wir im vergangenen Jahr regelmäßige Treffen eingeführt, wie das Mentor:innen-Café auf Seiten der Anleitung, das drei Mal pro Ausbildungsjahr stattfindet, oder umstrukturiert, wie das monatliche Treffen mit den Auszubilden im Bereich Heilerziehungspflege. Bei beiden geht es jeweils um Erfahrungsaustausch und die Auseinandersetzung mit fachlichen und schulischen Themen. Dies sind alles Anfänge, die ich gerne ausbauen und vertiefen möchte. Denn neue Ideen und andere Denkweisen – all diese Punkte bringen Nachwuchskräfte in die LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven mit. Somit entwickeln wir uns und unser Konzept ständig weiter. Darauf freue ich mich!

Ein wichtiges Thema in diesem Zusammenhang ist die sogenannte Schulgeldfreiheit für Heilerziehungspflegende. Genau wie ihr Dach- und Fachverband, die Lebenshilfe Niedersachsen, fordert die LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven die sofortige Umsetzung. Können Sie diese Forderung und ihren Hintergrund kurz skizzieren?

Heilerziehungspflegende sind interdisziplinäre Fachkräfte, die sowohl über sozialpädagogische als auch über pflegerische Kompetenzen verfügen. Sie sind vielseitig einsetzbar und dadurch für die Begleitung von Menschen mit Behinderungen so wertvoll. Die Ausbildung hat schulische und praktische Anteile. Eine Vergütung ist allerdings nicht vorgeschrieben und findet daher nicht immer statt. Hinzukommt: Da nicht-staatliche Schulen weniger Finanzhilfe als staatliche erhalten, erheben sie ein Schulgeld von den Auszubildenden, um ihren Betrieb zu finanzieren. Dies macht die Ausbildung für viele unattraktiv oder gar unmöglich. Daher fordert das „Bündnis Heilerziehungspflege“, dem verschiedene Verbände und Organisationen angehören, dass das Land den Schulträgern einen Ersatz zahlt, die auf die Erhebung von Schulgeld für die Ausbildung der Heilerziehungspflegenden verzichten. So ist es bereits bei anderen sozialpflegerischen Berufen der Fall beziehungsweise entschieden worden. Das Bündnis will die Schulgeldfreiheit als Thema für die anstehende Landtagswahl setzen, damit sie endlich im Nachtragshaushalt für das Jahr 2023 verankert wird.
Auch wir als LEBENSHILFE Bremervörde/Zeven stehen hinter dieser Forderung und möchten uns für alle Auszubildenden im Bereich Heilerziehungspflege stark machen! Daher beteiligen wir uns mit einem Video an einem entsprechenden Aktionstag. Er ist am 05. Mai 2022, parallel zum Tag des Europäischen Protestes zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. An diesem Tag können möglichst viele Schulen und Einrichtungen in Niedersachsen Aktionen unter dem Motto „Tempo machen – Schulgeldfreiheit jetzt.“ planen und durchführen.

Was erhoffen beziehungsweise erwarten Sie von einer Umsetzung der Schulgeldfreiheit – für die Auszubildenden im Bereich Heilerziehungspflege, aber auch für Menschen mit Behinderungen?

Ein Job sollte nicht nur zum Geldverdienen da sein, sondern auch einen Sinn haben und Spaß bringen. Die Identifikation mit den Werten des Berufsbildes steht hierbei an erster Stelle. Ich erhoffe mir von der Umsetzung der Schulgeldfreiheit aber, dass die finanzielle Barriere abgebaut wird, die viele (junge) Menschen davon abhalten kann, diese Ausbildung anzustreben – weil sie sich das schlicht und ergreifend nicht leisten können. Ich hoffe somit, dass mehr und viele Interessierte diesen abwechslungsreichen, kommunikativen und tollen Beruf für sich entdecken können. Denn wenn die Ausbildung in diesem Zusammenhang zugänglicher gestaltet wird, kann das dem Fachkräftemangel etwas entgegenwirken. Dadurch ließe sich die fachliche Betreuung und Begleitung von Menschen mit Behinderungen durch mehr soziale Fachkräfte gewährleisten. Ich bin daher sicher, dass das auch die gesellschaftliche Teilhabe voranbringt und von der profitieren Menschen mit Behinderungen, aber auch die gesamte Gesellschaft.

Ansprechpartner:innen für Presseanfragen

Annika Rossow

Medienkommunikation

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